Knapp 40 Kilometer von der deutschen Metropole Frankfurt am Main entfernt, liegt eine Perle der Fachwerkstädte, die es locker mit Welterbestadt Quedlinburg in Sachsen-Anhalt oder Bernkastel-Kues in Rheinland-Pfalz aufnehmen kann.
Idstein heißt der kleine, zuckersüße Ort mitten im malerischen Taunus – eine Region, deren Wanderwege deutschlandweit Besucher anzieht. Aber in diesen Beitrag wandern wir nicht, sondern machen einen ganz entspannten Stadtbummel durch die Altstadt von Idstein, deren Fachwerkhäuser noch farbenfroher sind als die der französischen Stadt Dijon. Also schnappt euch eine Eiscreme oder eine Tüte Fritten zum Mitnehmen und los geht es.
Inhaltsverzeichnis
Sehenswertes in der Altstadt von Idstein
Idsteiner Hexenturm
Im ehemaligen Herrschaftlichen Bezirk zwischen Schloss und Kanzleitor
König-Adolf-Platz die „Gut Stubb“ von Idstein
Marktplatz
Spaziergang durch die Fachwerkstraßen der barocken Vorstadt
Idsteins modernere Seite
Harry von de Gass – ein Idsteiner Original
Weitere Tipps für Idstein
Stadtrundgang mit Idsteiner Geschwätz
Feste und Feiern in Idstein
Auf den Spuren der Römer
Sehenswertes in der Altstadt von Idstein
Wir parken auf dem kostenfreien Parkplatz am Schlossteich unweit der Altstadt. Von hier aus geht es zu Fuß zurück auf die Limburger Straße. Dann biegen wir links in die Rodergasse ein und sind schon mitten drin in der Idsteiner Altstadt.
Ich sags ja immer wieder – die Stadt und Region, in der man selbst wohnt, kennt man meist nicht so gut. Woran das liegt, kann ich euch nicht sagen. Mir geht es z. B. so mit Braunschweig oder Bielefeld. Aber das ist ein anderes Thema.
Idsteiner Hexenturm
Es ist kurz vor 17 Uhr. Wir müssen uns etwas beeilen, um die Hauptattraktion, den Idsteiner Hexenturm, noch zu erkunden. Das Wahrzeichen und älteste erhaltene Bauwerk Idsteins könnt ihr von dienstags bis sonntags auf eigene Faust erklimmen. Dafür müsst ihr euch den Schlüssel zum Turm in der Touristeninformation abholen.
Die Touristeninformation findet ihr im Killingerhaus, einem der reich verzierten Fachwerkhäuser am König-Adolf-Platz. Den Schlüssel für den Turm bekommt ihr ziemlich fix und unkompliziert im Austausch gegen einen kleinen Pfand. Bei meinem Besuch haben wir einen Personalausweis hinterlegt und uns ohne Umwege zum 42 Meter hohen Hexenturm gemacht.

Trotz dem Namen hat der schmucke Turm allerdings nichts mit Hexenverfolgungen oder ähnlichem zu tun. Das nur als Info vorab. Falls ihr weitere Details zum Turm haben wollt, dann könnt ihr den Turm auch im Rahmen einer Führung besuchen oder euch einen Flyer in der Touristeninformation mitnehmen, in dem die ganze Geschichte und die einzelnen Details vom Verlies bis zum Zierwerk auf der Turmspitze aufgelistet sind.

Während ich ein paar Zeilen aus dem Flyer referiere, steigen meine Reisebegleitung und ich munter die knarrenden Holztreppen herauf, am Türmerzimmer vorbei, bis wir die letzte begehbare Ebene erreichen. Die liegt auf rund 32 Metern Höhe und bietet beste Ausblicke auf Idstein. An klaren Tagen soll man sogar den Westerwald sehen können.
Im ehemaligen Herrschaftlichen Bezirk zwischen Schloss und Kanzleitor

Wir verlassen den Hexenturm, sperren die Tür wieder zu und machen uns auf den Weg zurück zur Touristeninformation, um den Schlüssel zurückzubringen. Aber ein ganz kurzer Blick zum Residenzschloss ist noch drin.
Das Schloss war einst das Residenzschloss der Fürsten und Grafen von Nassau. Heute residieren hier die Schüler der Pestalozzi Schule. Wer weiß. Vielleicht haben die Schüler ja Kronleuchter und Stuckverzierung an der Decke in ihren Klassenräumen.
Dann geht es weiter am alten Amtsgericht und der ehemaligen Burganlage vorbei durch das Kanzleitor. Früher war das Kanzleitor die Grenze zwischen dem städtischen Bereich und dem herrschaftlichen Bezirk. Hier kann man heute den Bund fürs Leben eingehen.

König-Adolf-Platz die „Gut Stubb“ von Idstein
Kaum passieren wir das Kanzleitor, sind wir auch schon wieder auf dem König-Adolf-Platz. Der König-Adolf-Platz, einst als Marktplatz genutzt, ist einer der beiden Hauptplätze in der Idsteiner Altstadt. Hier, in der „Gut Stubb“ von Idstein, schmiegen sich die bunt bemalten und reich verzierten Fachwerkhäuser aneinander.
Ein Highlight ist natürlich das Killingerhaus, das bereits 1615 erbaut wurde. Durch die vielen Schnitzereien zählt es zum aufwendigsten Fachwerkhaus der Stadt und wird heute von der Touristeninformation genutzt. Von hier aus habt ihr auch Zugang zum Stadtmuseum.


An der Nordseite des König-Adolf-Platzes steht, unübersehbar mit leuchtend blauer Fassade, das Schiefe Haus. Das macht durch die linksseitige Schieflage seinem Namen alle Ehre. Idealer wäre es, wenn es sich stattdessen an das rechts danebenstehende, leuchtend orange-rote Rathaus lehnen würde. Aber gut. Solange es hält, ist es doch auch fein und zusammen sind die beiden ein schicker Farbtupfer im Herzen der Altstadt.

Das sind bei weitem nicht die einzigen schönen Fachwerkhäuser, die es hier zu bewundern gibt. Aber alles verrate ich euch natürlich nicht, sonst habt ihr keine Überraschung mehr, wenn ihr euch selbst mal Idstein ansehen wollt.
Marktplatz
Wir schlendern langsam am Löwenbrunnen vorbei durch die Himmelsgasse und kommen nach ein paar Metern am Marktplatz an. Rund um den Brunnen, der in der Mitte des Platzes steht, spenden 4 große Linden dem Platz Schatten. Drumherum reihen sich weitere wunderschöne Fachwerkhäuser aneinander. Wirklich malerisch.

Falls ihr hier den Wochenmarkt vermutet, dann muss ich euch enttäuschen. Der findet mittwochs von 10:00 bis 14:00 Uhr und samstags von 8:00 bis 14:00 Uhr auf dem Löherplatz statt. Und keine Sorge, den schauen wir uns auch noch an.
Spaziergang durch die Fachwerkstraßen der barocken Vorstadt
Wer jetzt meint, das war es das mit Fachwerkhäusern in Idstein war, hat weit gefehlt. Weiter geht es für uns durch die kleinen Straßen und Gassen der barocken Vorstadt. Wir überlegen nicht lange, welche Reihenfolge am sinnvollsten ist und biegen kurzerhand in die Weiherwiese ein.

Wir laufen kreuz und quer durch die Straßen. Egal ob Kreuzgasse, Borngasse oder Zuckerberg – sie sind allesamt sehenswert und schön zurechtgemacht. Wenn man etwas genauer hinschaut, fällt auf, dass alle Häuser gleich hoch sind.

Ein kleines Highlight ist der schmale Fußweg, der durch den Kreuzahlen führt. Hier ist es wirklich idyllisch und man hat sofort das Gefühl von romantischem Dorfleben.
Wie beim Besuch des Hexenturmes haben wir wieder einen Flyer dabei, der uns zielsicher durch die Gassen lotst, uns zu den Sehenswürdigkeiten bringt und mit allen nötigen Infos versorgt. Der nächste Stop ist die Druckerei Grandpierre in der Obergasse und der Klamenhof am Fröhlenberg.


Idsteins modernere Seite
Kaum erreichen wir das untere Ende der Obergasse, wird Idstein deutlich moderner. Wir stehen am trichterförmigen Löherplatz. Man mag es kaum glauben, aber heutige Löherplatz war vom Mittelalter bis 1959 das Zentrum des Gerberviertels. Viel sieht man davon nicht mehr.

In der Mitte des Löherplatz steht ein Brunnen, drum herum wenig grün und kaum Fachwerk. Dafür mehr Glasfronten und gerade Flächen. Einzig das Gerberhaus tanzt optisch aus der Reihe. Zusammen mit den beiden Brunnenfiguren und dem Namen ist es die einzige Erinnerung an das ehemalige Gerberviertel.
Wir beschließen noch eine Runde durch die schönen Fachwerkstraßen zu drehen und biegen in die Martin-Luther-Straße ein. Auf der rechten Seite erhebt sich die Unionskirche. Von außen in eleganten Weiß gehalten, besticht sie im Inneren mit 38 Leinwandgemälden an der Decke und einem rosaroten Look an den Wänden. Mir scheint: die Idsteiner mögen Farbkombis wirklich gerne.

Auf der linken Seite der Straße bleibt unser Blick an einem Blumenladen hängen, dessen Gebäude einfach knuffig-urig aussieht. Aber wozu ist dieser riesige Schornstein gut?
Die Lösung ist einfach: Bevor der Blumenladen einzog, war eine Bäckerei in dem Gebäude.
Harry von de Gass – ein Idsteiner Original
An der Ecke Rodergasse/Schulze-Delitzsch-Straße treffen wir auf ein richtiges Idsteiner Original. Na ja, jedenfalls auf seine Statue.
„Harry von de Gass“ war so bekannt wie der Spielmann-Opa in Rostock und durchweg bei den Idsteinern beliebt.

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Weitere Tipps für Idstein
Stadtrundgang mit Idsteiner Geschwätz
Macht euch den Spaß und scannt den kleinen QR-Code, der sich neben der Plakette von „Harry von de Gass“ auf dem Gehweg befindet. Er gehört zu sieben QR-Codes, die in der Stadt verteilt sind und euch auf ihre Art etwas über sich und die Geschichte Idsteins erzählen. Sei es der Harry, ein Phoenix oder ein Neidkopf am Killingerhaus. Das ist wirklich unterhaltsam.
Weitere Rundgänge durch Idstein
Ich hatte bei meinen Stadtrundgang Flyer aus der Touristeninformation dabei. Die kann ich euch sehr empfehlen. Es gibt einmal den Fachwerkrundgang und den Stadtrundgang. Nehmt ruhig beide Flyer mit, denn die Inhalte ergänzen sich super. Besonders toll ist das Glossar über die Symbole an den Fachwerkhäusern. Da ist von Schreckkopf über Lebensbaum bis zum Feuerbock alles kurz beschrieben.
Alternativ gibt es natürlich die Chance, an einer geführten Tour durch Idstein teilzunehmen. Die finden von März bis Oktober an Samstagen sowie an Sonn- und Feiertagen statt. Alle weiteren Infos bekommt ihr in der Touristeninformation.
Feste und Feiern in Idstein
Wie in jeder Stadt gibt es auch in Idstein Feste und Feiern, die einfach zur Stadt gehören. Natürlich gibt es das ganze Jahr über Programm, aber einige Veranstaltungen gehören zu den jährlichen Höhepunkten.
In Idstein ist das zum Beispiel der Idsteiner Hexenmarkt. Der findet jedes Jahr seit 1993 statt und nimmt euch mit auf eine Zeitreise ins Mittelalter.
Der Alteburger Markt, ein riesiger überregionaler Kram- und Viehmarkt mit Volksfestcharakter und jahrhundertealter Tradition. Er findet dreimal im Jahr (nach Pfingsten, Jacobus und Bartholomäus) statt.
Kurz und knackig ist der jährliche Idsteiner Weihnachtsmarkt. Für ein Wochenende verwandelt sich die Stadt in ein Weihnachtswunderland und wartet mit Chorgesängen, Tanzgruppen oder auch Eisschnitzern auf.
Abgesehen von den drei Veranstaltungen gibt es natürlich noch mehr, wie das JazzFestival, das Weinfest, den Idsteiner Herbstmarkt…
Auf den Spuren der Römer
Idstein ist nicht nur Teil der Deutschen Fachwerkstraße, sondern liegt auch auf der deutschen Limes-Straße. Ein Stück vom Limesverlauf mit einer Rekonstruktion eines römischen Wachtpostens könnt ihr zwischen Idstein und Niedernhausen an der L 3026 bewundern.
Der gut 13 Meter hohe Wachposten trägt den klangvollen Namen Wachtturm WP 3/26 und kann jeden Sonntag von März bis Oktober zwischen 14:30 und 17:00 Uhr im Rahmen einer Führung besichtigt werden.
Alternativ könnt ihr euch auf dem ca. 5 Kilometer langen Rundweg selbst auf Spurensuche der Römerzeit begeben.
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