Sonntag Vormittag. Vor gut einer Stunde bin ich von Stettin, der siebtgrößten Stadt Polens, ins verträumte Stargard gefahren. Jetzt stehe auf dem rechteckigen Altmarkt von Stargard und blinzele gegen die Sonne zur Kirchturmspitze der Marienkirche. Die ist eine der größten Kirchen im Land und steht nicht ohne Grund in einer der ältesten pommerschen Städte.
Inhaltsverzeichnis
Wo liegt Stargard?
Stadtrundgang durch Stargard
Der Alte Markt
Rundgang auf dem Wall um die Altstadt
Bäckerei Cukiernia Piekarnia
Wo liegt Stargard?
Mir sagte der Name Stargard nichts. Weder wusste ich, wo der Ort liegt, noch was es dort zu sehen gibt, bzw. ob sich die Fahrt dahin lohnt. Gefunden habe ich die Stadt, als ich auf der Suche nach einem Ausflugsziel in der Nähe von Stettin war. Ich baue gerne kleine Stops auf meinen Rückwegen ein. Das verlängert das Urlaubsgefühl.
Stargard liegt knapp 30 Kilometer östlich von Stettin in Westpommern. Das liegt nicht auf dem Weg, aber der kleine Schlenker ist den Weg wert. Das Gebiet rund um die Stadt dominieren Dörfer, Felder und der lang gestreckte See Miedwie. Sehr beschaulich ist es hier.
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Stadtrundgang durch Stargard
In Stargard City geht es ebenfalls gemächlich zu. Ich könnte es dem Wochentag zuschreiben, aber ich denke, dass die 67.000 Einwohner starke Stadt generell zu der entspannten Sorte gehört.
Der Alte Markt
Ich habe meinen Wagen am Rand der Innenstadt geparkt. Mein erster Anlaufpunkt ist der Alte Markt. Hier, zwischen dem Alten Rathaus, Alte Wache und dem Stadtmuseum befindet sich die Touristeninformation. Die ist an diesem Sonntag leider geschlossen. Da bleibt mir nur die Hoffnung auf die ein oder andere Schautafel, die mir ein paar Infos zur Stadt liefert.
An diesem kalten, aber sonnigen Sonntagvormittag ist nur eine vierköpfige Familie auf dem Alten Markt auszumachen. Die Eltern sitzen auf einer Bank und sehen ihren Kids beim Taubenfüttern zu. Ein lautes Geräusch schreckt die Tauben auf.
Die schwingen sich fluchtartig in die Lüfte und ziehen ihre Kreise über die historischen Gebäude am Marktplatz und rund um die Kirchturmspitze der Marienkirche. Ich verweile nicht gerne unter einer Schar Tauben und mache mich auf den Weg, um die Stadt zu erkunden. Sicher ist sicher.
Rundgang auf dem Wall um die Altstadt
Die Altstadt von Stargard ist von einem Wall umschlossen. Das erinnert auf den ersten Blick an das belgische Brügge. Nach ein paar Minuten stehe ich vor dem ersten historischen Denkmal, dem Weber- oder Eisturm. Das schmucke Gemäuer mit dem rechteckigen Sockel und seinen acht Stockwerken zählt zu einer der größten Basteien Polens.
Aufgrund der Lage der Stadt wäre ich nicht davon ausgegangen, dass Stargard Mitglied der historischen Hanse war. Wenn ich etwas über die Hanse gelernt habe, dann, dass es nicht auf die heutige Größe der Stadt ankommt.
Im Mittelalter hatten die Zwerge von heute oft das meiste zu melden. Ja, auch Stargard hatte zu seiner Zeit in der Hanse die Hosen an.
Kaum zu glauben, dass Stettin und Stargard gleichstarke Konkurrenten waren. Den größten Reichtum verdankt die kleine Stadt dem schmalen Fluss Ihna. Die Ihna ist ein rechter Nebenfluss der Oder und war der Haupttransportweg für den Getreidehandel.
Aber bleiben wir auf dem Wall, der rund um die Altstadt angelegt ist. Den entlang zu spazieren ist die beste Art, um möglichst viele Sehenswürdigkeiten von Stargard zu entdecken.
Neben dem Eisturm stehen ein Teil der Stadtmauer und der runde Turm der Basteja. Der beherbergt heute das archäologische Museum.
Ich habe mir die Ausstellung nicht angesehen, aber war kurz im Museum, um mir einen Stadtplan zu holen. Wer die Geschichte der Stadt vom Spätmittelalter bis in die 1920er-Jahre kennenlernen möchte, ist hier an der richtigen Adresse. (10 Złoty p.P.)
Wenn ihr kein Interesse an dem Museum habt, könnt ihr trotzdem viel über die Stadt lernen. Die Chancen auf Schautafeln sind in Stargard bestens. Es gibt zwei verschiedene Designs. Die langen, roten erzählen euch etwas zu den Sehenswürdigkeiten, die rechteckigen weißen berichten von der Geschichte der Stadt. Und das je in den drei Sprachen polnisch, deutsch und englisch. Einfach super.
Für mich geht es weiter, an der Stadtmauer entlang, bis zum Pyritzer – Tor. Das alte Stadttor kann sich wirklich sehen lassen. Ab hier führt der Weg durch die Slowicza-Allee und den reich bepflanzten Wallpark.
Sehr gut gefällt mir der Rote Meer Turm mit seinen rautenartigen schwarzen Ziegeln. Er ist der jüngste und höchste der Stadttürme von Stargard. Gegenüber zwischen den Bäumen versteckt sich der Wasserturm der Stadt. Mir gefällt der Weg richtig gut.
Ich überlege kurz, ob ich von hier aus in die Innenstadt abbiege. Ich bleibe auf dem Wall und das ist die richtige Entscheidung. Die Altstadt von Stargard hat im Krieg zu viel abbekommen.
Bis auf einige historische Gebäude wurde die Stadt neu erbaut. Also nicht megaspannend und das Protzens Haus werde ich auf dem Weg früher oder später sehen.
Ich lasse das neuerbaute Amphitheater hinter mir und schlendere entlang der Stadtmauer bis zum Mühlentor. Richtig schick sieht es aus, das Tor mit seinen zwei Türmen und dem Fluss Ihna. Das wertet selbst das weniger schmucke Mehrfamilienhaus an der Hauptstraße auf.
Von der Bolesława Chrobrego, die über die Ihna führt, gehe ich hinter dem unromantischem Getreidespeicher wieder auf die Stadtmauer zu. Von dort biege ich nach rechts in ein Wohngebiet ab und laufe auf den Weißkopfturm und das Walltor zu.
Ab hier geht es die letzten Meter parallel zur Ihna entlang. Auf Höhe der Bastei am Gefangenenturm hat man den besten Ausblick auf die Marienkirche. Zusammen mit den kleineren Häusern, die sich an das mächtige Kirchenschiff schmiegen, erinnert mich der Anblick glatt an das Elsass.
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Bäckerei Cukiernia Piekarnia
Ich fand den Rundweg super. Stargard ist eine niedliche Stadt.
Falls euch nach dem Stadtrundgang der Magen knurrt, schaut gerne beim Bäcker Cukiernia Piekarnia in der Bolesława Krzywoustego vorbei.
Die kleinen Kuchen sind super und preiswert. Da habe ich mir glatt was für daheim mitgenommen.
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Süßes Städtchen.
Der Kuchen sieht gut aus.
Ja, Stargard ist wirklich eine kleine Perle.
Der Kuchen war gut. Den würdest Du mögen.
Sehr gute Beschreibung der Stadt. In Stargard war vor 1949 der Verwaltungssitz für den Kreis Saatzig, in dem mein Heimatort liegt. Nach der Wende war ich schon mehrmals dort. Mein Heimatdorf Groß-Mellen wurde nach Ende des Krieges mit in das militärische Übungsgebiet des Warschauer Paktes einbezogen. Bis auf die Kirchenruine wurden alle Gebäude abgetragen. Jetzt ist es ein Nato-Übungsgebiet Inzwischen gibt es einige Fotos von Mielno-Stargardzkie in Google Maps, seit einigen Tagen auch einige von mir, die ich aber schon vor rund 20 Jahren gemacht hatte. Aus Altersgründen kann ich leider keine Reisen mehr nach dort unternehmen.
Hallo Elsbeth,
es freut mich sehr, dass Dir mein Blogartikel gefallen hat.
Vielen Dank für den Einblick in die Geschichte von Mielno Stargardzkie. Ich habe direkt bei Google nach Bildern geschaut und tatsächlich auch ein paar alte Postkartenmotive gefunden. Schade, dass es den Ort nicht mehr gibt.
Ich wünsche Dir alles Gute und freue mich, wenn Du wieder auf meinem Blog vorbeischaust.
Liebe Grüße
Frauke