Eine Kirchentür, Nägel und Thesen auf Papier. Viel Wissen über Martin Luther ist seit der Schulzeit nicht hängen geblieben. Um ehrlich zu sein, stand ich einem Besuch in der Lutherstadt Wittenberg etwas skeptisch gegenüber. Ich habe mit Religion nicht viel am Hut, aber man kann Luther sicher auch umgehen und viele Sehenswürdigkeiten entdecken.
Wie sagt man so schön: Du weißt erst, wie es ist, wenn du es dir selbst angesehen hat. Kurzerhand buchte ich ein Zimmer für zwei und habe mit meiner Reisebegleitung Lutherstadt Wittenberg besucht.
Inhaltsverzeichnis
Sehenswürdigkeiten in Lutherstadt Wittenberg
Schlosskirche
Thesentür
Schlossturm
Panorama LUTHER 1517
Lutherhaus Wittenberg
Melanchthonhaus
Cranach-Haus und Cranach-Höfe
Spaziergang durch die Innenstadt
Wallanlagen
Sehenswertes außerhalb der Innenstadt
Hundertwasserschule
Street Art
Feste in der Lutherstadt Wittenberg
Luther Hochzeit
Reformationsfest
Spartipp Welterbecard
Meine Unterkunft in der Lutherstadt
Sehenswürdigkeiten in Lutherstadt Wittenberg
Lutherstadt Wittenberg, wie sich die Stadt seit 1938 offiziell nennt, liegt im östlichen Teil von Sachsen-Anhalt. Bei meiner Anreise per Auto steigt die Spannung. Rund um die Stadt gibt es nicht viel zu sehen, außer kilometerweite Felder und kleine Dörfer, die durchaus mal ein Update gebrauchen können.
Lasst euch davon nicht täuschen. Lutherstadt Wittenberg hat vier Bauwerke, die zum UNESCO-Welterbe gehören und eine wunderschöne Altstadt. Dazu kommen zahlreiche Museen und auch außerhalb der Innenstadt gibt es etwas zu entdecken.
Schlosskirche
Mein erster Weg in der Lutherstadt Wittenberg führt mich zur Schlosskirche. Den imposanten Kirchturm mit seinem aus Mosaiksteinen gestalteten Spruchband konnte ich bereits bei der Anfahrt auf die Stadt sehr gut sehen.
Der Eintritt in die Kirche ist für mich, dank der Welterbecard, kostenfrei.
Die dazugehörige Ausstellung im angrenzenden Schlossmuseum fand ich persönlich nicht so interessant, aber die Kirche selbst ist ein wahres Schmuckstück. Wow, da kommt man wirklich ins Staunen.
Ich habe bereits einige Kirchen gesehen, aber die hat was spezielles. Zumal im Kirchenschiff das Grab von Martin Luther als auch das Grab von Philipp Melanchthon liegt.
Thesentür
Selbst wenn ihr die Schlosskirche nicht besichtigen wollt, kommt ihr an einem Besuch des Bauwerks als Tourist nicht drumrum.
Auf der Nordseite findet ihr die vielleicht berühmteste Tür der Welt: Die Thesentür, an die Luther seine 95 Thesen angeschlagen haben soll.
Die Tür ist nicht im Originalzustand, aber trotzdem sehr sehenswert.
Schlossturm
Auch wenn es bei meinem Besuch gut 30 °C warm war, habe ich mir den Aufstieg auf den Schlossturm nicht nehmen lassen. Knapp 90 Meter ragt der Kirchturm in die Höhe. Der Aufstieg hat es in sich. Per schmalen Wendeltreppen geht es Meter für Meter in die Höhe. Die letzte Wendeltreppe endet auf Glockenhöhe auf der Aussichtsplattform. Von hier oben auf hat man wirklich einen guten Blick auf die Stadt und die Umgebung. Fotografieren wird schwieriger, da rund um den Turm ein feinmaschiges Netz hängt.
Mit einem Blick auf meine Uhr und die mächtigen Glocken konnte ich den Besuch kurz vor 16 Uhr nicht 100-prozentig genießen. Dafür hatte ich das Glockengeläut von meinem Besuch auf dem Kirchturm von Wustrow auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst noch zu gut in Erinnerung.
Jedenfalls verlief mein Besuch auf dem Schlossturm in Wittenberg ohne Kirchenglocken. Ein Glück. Denn die Glocken sind riesig.
Der Einritt für den Turm kostet 3 Euro p. P. Die Wertmarken für die Turmbesichtigung erhaltet ihr im Besucherzentrum der Schlosskirche oder in der Touristeninformation.
Panorama LUTHER 1517
Einen Querschnitt der Gesellschaft mit vielen Informationen zur Lebensweise vor 500 Jahren verspricht das Panorama LUTHER 1517 vom Künstler Yadegar Asisi.
In der Eingangshalle angekommen, bekommt jeder ein smartphoneähnliches Gerät samt Kopfhörern in die Hand gedrückt und eine kleine Einweisung, wie das Gerät funktioniert.
Je nach Nummer, die wir im Raum finden, wird uns etwas zur dargestellten Szene erzählt.
In einer Ecke, am Eingang der Ausstellung, sitzt ein alter Mann auf dem Boden. Zerschlissene, dreckige Kleidung, keine gute Zahnhygiene. Willkommen im gezeichneten Mittelalter.
Der runde Ausstellungsraum ist abgedunkelt. Ich sehe kaum etwas von dem Panorama. Die anderen Besucher sind in ihr Hörspiel versunken. Ich steige die Treppen auf die dreistöckige Aussichtsplattform, die in der Mitte des Raumes steht, hinauf. Plötzlich ertönen Fanfaren. Parallel zu den Fanfaren wird ein Abschnitt des Riesenrundbilds wird mit Licht in Szene gesetzt. Nach und nach wird die gesamte Installation beleuchtet.
Der Anblick erinnert an ein riesiges Wimmelbuch. Verschiedene Szenen aus dem Stadtbild Wittenbergs zu Luthers Zeiten reihen sich aneinander. Darunter extrem viele Details, die die einzelnen Szenen lebendig werden lassen und harmonisch miteinander verbinden. Ich tippe die erste Nummer und tauche in die Geschichte zu Luthers Zeiten ein. Mir gefällt es richtig gut.
Nach gut 40 Minuten stehen wir wieder in der Eingangshalle, um das Equipment abzugeben. Mein Reisebegleiter weist darauf hin, dass seine Kopfhörer einen Wackelkontakt haben. Das sei bekannt. Das hätten fast alle. Erwidert eine Mitarbeiterin. Schade eigentlich.
Mein Tipp: Mit der Welterbecard könnt ihr das Panorama kostenfrei besuchen. Ansonsten kostet der Eintritt 13 Euro p. P.
Lutherhaus Wittenberg
Auch das Lutherhaus Wittenberg könnt ihr mit der Welterbecard kostenfrei besuchen. Ursprünglich wurde es als Augustinerkloster errichtet, in dem er selbst als Mönch lebte und arbeitete. Später lebte Martin Luther mit seiner Frau Katharina von Bora und ihren gemeinsamen Kindern ca. 35 Jahre lang hier. Anfänglich war das alles andere als einfach.
Das ein ehemaliger Mönch und eine entflohene Nonne heiraten, war der Skandal überhaupt! Lange Rede kurz: Nach und nach etablierte sich das Paar und wurde wohlhabend.
Nach dem Tod übernahm die Universität das Gebäude und baute es zum Stipendiatenhaus um.
Die Ausstellung führt euch über einige Etagen hinweg. Ihr könnt originale Schriften, Bücher, seine Mönchskutte, den Hochzeitspokal und weitere Exponate aus dem Leben und der Zeit von Luther sehen. Mein Highlight war die Lutherstube. Der dunkle Raum ist mit Wandmalereien geschmückt. Darin ein Tisch übersäht mit Einritzungen, ein Ofen und Sitzbänke. Ja, das sieht gemütlich aus.
Melanchthonhaus
Der Gelehrte Philipp Melanchthon war mir bisher unbekannt. Was ich gelernt habe: Melanchthon und Luther waren sicher gute Freunde. Jedenfalls haben die beiden eng zusammengearbeitet. So was geht schlecht, wenn man sich nicht gut leiden kann. Dazu waren die beiden fast Nachbarn. Gerade mal 100 Meter liegt das Melanchthonhaus vom Lutherhaus entfernt.
Das Melanchthonhaus ist wirklich schön anzusehen. Hier lebte er mit seiner Frau, die ebenfalls Katharina hieß, in dem dreigeschossigen Gelehrtenhaus mit Garten. Der Garten ist noch heute Teil der Ausstellung.
Wie im Lutherhaus könnt ihr eine Menge originaler Bücher und Zeichnungen bewundern. Ein Zimmer nimmt euch mit in die Vergangenheit und zeigt euch einen Einblick in das Inventar.
Ansonsten fand ich die Ausstellung sehr schlicht und aufgeräumt. Das Haus selbst ist das Highlight. Aber was will man machen, wenn die Schätze von damals die Jahrhunderte nicht überdauert haben.
Cranach-Haus und Cranach-Höfe
Da wir gerade bei überdauern sind. Wenn ihr den Eingang zu den Cranach-Höfen passiert, werdet ihr ein großformatiges Bild sehen, das die Höfe zur Zeit der DDR zeigt. Das ist alles andere als charmant. Ich bin in dem exotischen Land hinter der Mauer die ersten Jahre meines Lebens aufgewachsen. Mich überrascht der Anblick der verrotteten Häuser auf dem Foto nicht sonderlich.
Aber zurück in die heutige Zeit. Die Cranach-Höfe wurden bestens restauriert und wieder instand gesetzt. Es ist ein wunderschönes, weitläufiges Areal, das Lucas Cranach erwarb, um seine Werkstatt zu erweitern.
Lucas Cranach der Ältere war nicht nur Maler, Grafiker, Buchdrucker, Politiker, Weinverkäufer, Bürgermeister und Apotheker, sondern ebenfalls ein enger Freund von Martin Luther und Trauzeuge bei Luthers Heirat mit Katharina von Bora.
Dank der Optimierung seiner Arbeitsabläufe konnte er in kurzer Zeit eine große Anzahl Bilder erstellen und vervielfältigen. Diese Arbeitsweise brachte ihm den Titel als schnellster Maler ein.
Er reproduzierte z. B. das Porträt von Luther so oft, dass wir es bis heute kennen. Ein richtiges Marketinggenie also.
Mir hat die Ausstellung im Cranach-Haus sehr gefallen. Im Gegensatz zu den anderen beiden Museen bekommt man hier sehr viele Bilder zu sehen, die er und seine Söhne realisiert haben und erfährt einiges über die Bauweise der Cranach-Höfe.
Spaziergang durch die Innenstadt
Was bei einem Spaziergang durch die Innenstadt von Lutherstadt Wittenberg gleich auffällt, sind die schönen Häuser. Die Stadt wurde vom Krieg und vom sozialistischen Stadtumbau nahezu verschont.
An den historischen Häusern werdet ihr oft weiße Gedenktafeln finden, an denen die Namen und Daten von bekannten Personen stehen, die in Wittenberg lebten oder der Stadt einen Besuch abgestattet haben. Was noch auffällt: Schwalben lieben Wittenberg.
Das Highlight ist ganz klar der weitläufige Marktplatz mit dem weißen Rathaus samt den beiden Denkmälern von Melanchthon und Luther.
Shoppen könnt ihr im Einkaufszentrum Arsenal oder in der Innenstadt. Wenn ihr Hunger bekommt, werdet ihr in Wittenberg auf jeden Fall etwas für euren Geschmack finden. Die Restaurantdichte ist sehr hoch.
Wallanlagen
Nach so vielen Museumsbesuchen raucht mir ehrlich gesagt etwas der Kopf. Bevor es zurück in die Unterkunft geht, brauche ich etwas Ablenkung und mache einen Rundgang um die Wallanlagen der Stadt.
Wie in Brügge in Belgien, Stargard in Polen oder der toskanischen Stadt Lucca in Italien wird die Altstadt von einem grünen Gürtel umringt. Vom Schlossplatz zum Schwanenteich bis zum Bunkerberg führt euch der Weg rund um die Altstadt.
Zum Schluss habe ich noch einen Abstecher an die Elbe gemacht und mir den Sonnenuntergang angesehen. Unzählige Mückenstiche inklusive. Aber egal. Schön war es in der Lutherstadt Wittenberg.
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Sehenswertes außerhalb der Innenstadt
Wer denkt, dass es außerhalb der Altstadt nicht viel zu sehen gibt, der liegt falsch. Zugegeben, man muss etwas suchen, aber man findet sie – die Sehenswürdigkeiten abseits von Martin Luther.
Hundertwasserschule
Vom Plattenbau zum Kunstwerk. Diese Verwandlung hat das Luther-Melanchthon-Gymnasium in Wittenberg bravourös gemeistert. Die Schule bat den österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser um Unterstützung. Dieser entwarf die Pläne für die Außenfassade, die von 1997 bis 1999 umgesetzt wurden.
Street Art
Es gibt innerhalb, aber vor allem außerhalb der Innenstadt einiges an Wandkunst zu entdecken. Wenn ihr z. B. auf dem Weg zur Hundertwasserschule seid, dann werdet ihr an der Kreuzung Sternstraße – Wichernstraße mit einem Werk des deutschen Künstlers Andreas von Chrzanowski, besser bekannt als Case Maclaim fündig.
Lauft ihr auf der Sternstraße weiter Richtung Norden, kommt ihr am Kreisel zur Schillerstraße, zu dem Mural des niederländischen Künstlers Stefan Thelen, der unter dem Namen Super A für seine Kunstwerke bekannt ist.
Ich habe leider zu spät davon erfahren. Wenn ihr auf Streetartsuche gehen wollt, dann macht euch das Leben leicht und nehmt die Übersichtskarte als Spickzettel zur Hand.
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Feste in der Lutherstadt Wittenberg
Jede Stadt hat ihre Feste. Neben dem obligatorischen Weihnachtsmarkt stehen in Lutherstadt Wittenberg natürlich auch Feste zu Ehren Martin Luthers hoch im Kurs.
Luther Hochzeit
Falls ihr die Stadt inkl. einem besonderen Spektakel besuchen wollt, dann haltet euch ein Wochenende im Juni frei.
Vom 14. – 16. Juni 2024 feiert Wittenberg Luthers Hochzeit. Das Brautpaar zieht durch die Straßen. Als Rahmenprogramm unterhalten euch Falknershows, Bands, altes Handwerk und vieles mehr. Dazu gibt’s Köstlichkeiten wie Met, Kirschbier und Rahmbrote und auch eure Kids werden durchweg bespaßt.
Reformationsfest
Anlässlich der 95 Thesen, die Luther am 31. Oktober 1517 veröffentlichte, ist der Reformationstag in Brandenburg, Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen ein gesetzlicher Feiertag. Die Lutherstadt Wittenberg feiert diesen Tag mit historischen Marktspektakel, mittelalterlichen Handwerk, Gauklern und Musik.
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Spartipp Welterbecard
Ich kannte Touristenkarten bisher nur für Städte. In Tallinn, London und Paris habe ich die Touristenkarten gerne genutzt, um mir so viel wie möglich ansehen zu können und dabei ein paar Euro zu sparen.
Ähnlich funktioniert die Welterbecard. Nur mit dem Unterschied, dass sie nicht für eine Stadt, sondern gilt für die gesamte Region zwischen Anhalt, der Bauhausstadt Dessau und der Lutherstadt Wittenberg gilt.
Ein Spartipp zum Spartipp: Falls ihr, wie ich, in der Lutherstadt übernachtet, dann kauft euch die Karte erst, nachdem ihr den Gästebeitrag in eurer Unterkunft bezahlt habt. So spart ihr zusätzlich 20 %.
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Meine Unterkunft in der Lutherstadt
Ich habe im Restaurant & Pension „Zur Elbe“ übernachtet. Die wird in dritter Generation geführt und liegt zwei Gehminuten vom historischen Markt im Wittenberg entfernt. Die Lage ist perfekt. Das Haus scheint mir ebenfalls geschichtsträchtig. Die Gänge und Zimmer sind holzvertäfelt und stimmen auf eine kleine Zeitreise ein.
Ich habe das Zimmer mit Frühstück gebucht. Das war gut. Nicht zu viel, nicht zu wenig und alles da, was man sich so zum Frühstück wünschen kann.
Auch beim Thema W-Lan und Parkplatz kann ich nicht meckern. Ihr könnt vor der Haustür kostenfrei parken und die Radwanderer unter euch können ihr Rad sicher abstellen.
Wenn ihr in Wittenberg übernachtet, müsst ihr einen Gästebeitrag zahlen. Das sind 2 Euro p. P. Dafür bekommt ihr ein kleines Heft mit Coupons und Rabatten, die ihr in verschiedenen Geschäften einlösen könnt.
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