Er gilt als die schönste Tageswanderung in Neuseeland. 19 Kilometer lang schlängelt sich der Tongariro Alpine Crossing zwischen Vulkankratern entlang, die nicht nur eingefleischte „Herr der Ringe“ Fans als Mordor kennen. Wenn etwas sehr schön sein soll, ist man dort nicht allein. Bei meiner Wanderung zur besten Jahreszeit, war ich mit hunderten Leuten unterwegs zwischen Vulkangestein und Jadegrünen Seen.
Ob es sich lohnt und wie der ganze Weg bei gutem, wie schlechtem Wetter aussieht?
Das erfahrt ihr jetzt in meinem Tongariro Alpine Crossing Reisebericht. Zieht die Wanderschuhe an und los geht es.
Inhaltsverzeichnis
Mein Tag auf dem Tongariro Alpine Crossing
Abfahrt vom Hotel
Devils Staircase – von den Soda Springs zum South Crater
South Crater – Red Crater
Red Crater / Emerald Lakes – Blue Lake
Blue Lake – Ketetahi Hut
Ketetahi Hut – Ketetahi Car Park
Tongariro Alpine Crossing bei Kaiserwetter
Shuttlebus zum Tongariro Alpine Crossing
Ausflugstipp – Tawhai Falls
Übernachtung im National Park Village
Mein Tag auf dem Tongariro Alpine Crossing
Es ist kurz nach 7 Uhr morgens. Ich stehe vor dem Hotel und warte mit einigen anderen Leuten auf den Shuttlebus. Zarte Wolken ziehen am Himmel auf. Es ist frisch. Nicht kalt. Kühl. Zwei Kinder hüpfen aufgeregt vor Ihrem Vater auf und ab und betteln ihn an, mit uns mitkommen zu dürfen. Er wiegelt ab.
Abfahrt vom Hotel
Die Wettervorhersage, die ich den Abend zuvor vom Hotelpersonal bekommen hatte, klang zuversichtlich. Es könne immer einen schnellen Wetterumschwung geben. Um die Gäste nicht zu gefährden, wurde mir das Tragen einer Jeans ausdrücklich verboten. Tauche ich in Jeans auf, wird mich der Shuttlebus nicht mitnehmen. Na super. Ich hab keine Wanderklamotten oder Ähnliches.
Ich sehe mich um. Ich bin mit Abstand am ungeeignetsten gekleidet. Rot-gelbe Sneaker, schwarze Leggins, nachtblaues Kleid, 2 Jacken übereinander (hellgrau und schwarz), marineblaues Cap. 100 % underdressed für alles. Selbst für eine Wanderung. Zum Glück ist das kein Schulausflug. Ich wäre Mobbingopfer hoch 10.
Der Bus fährt vor, wir dürfen einsteigen und fahren auf den riesigen Vulkan zu. Kurze Zeit später hält der Bus am Startpunkt des 19,4 Kilometer langen Tongariro Alpine Crossing. Wir bekommen Instruktionen, wann der letzte Bus zurückfährt. Jeder Teilnehmer muss sich melden und wird namentlich erfasst. Unser Tourgrüppchen steigt aus, der Bus schließt die Tür und fährt davon. Jeder setzt sich in seinem Tempo in Bewegung.
Die ersten Meter sind locker. Auf einem gut ausgebauten Schotter- und Holzwegen geht es durch die Ebene. Felsbrocken, kleine Wasserläufe und interessante Miniblumen säumen den Weg. Bisher ist der Weg entspannt. Langsam wird die Sicht schlechter. Ich hoffe, dass sich die dicken Wolken bald verziehen.
Devils Staircase – von den Soda Springs zum South Crater
Jetzt wird es anstrengend. Auf kurzer Strecke geht es 200 Meter bergauf. Per Treppen. Dieser Abschnitt heißt nicht aus Spaß Devils Staircase. Ich sag euch: Die Treppen haben es in sich. Ich bin froh, als ich oben ankomme und der Weg flacher wird.
Was mir hier oben, nachdem ich zu Atem gekommen bin, sofort auffällt, ist die schlechte Sicht. In 200 Meter Entfernung stehen 3 Toilettenhäuschen. Die sieht man kaum.
Proportional zu den auffrischenden Windböen schwindet meine Hoffnung, dass das Wetter besser wird. Jetzt fängt es noch an zu regnen. Herrje. Was solls.
South Crater – Red Crater
Weiter geht es durch eine richtige Einöde. Ich laufe dem Tross anderer Wanderer hinterher, die sich teils in dicken Jacken, teils in Shorts ihren Weg durch die sandfarbene Ödnis des South Crater bahnen. Bei gutem Wetter ist das ein schöner Teil der Wanderung.
Die nächste Anhöhe hinauf zum Grat des Red Crater, will überwunden werden. Jetzt hat keiner Lust, irgendwelche Erinnerungsbilder zu machen. Der Spaß geht den meisten Mitwanderern verloren. Einfach weitergehen. Mittlerweile sind aus den moderaten Windböen starke geworden und der Regen hat was von Eisregen. Immerhin eine gute Abkühlung während des gekraxels über die Lavasteine. Oben angekommen geht es am Grat des Red Crater entlang.
Bei tollem Wetter hat man eine fantastische Sicht auf die ungewöhnliche Formation im roten Vulkankrater. Ich sehe nichts und bin damit beschäftigt, nicht wegzufliegen. Sicher fühle ich mich hier nicht. Ich sehe zu, dass ich schnell hier wegkomme. Plötzlich schießt mir eine Erinnerung in den Kopf.
Red Crater / Emerald Lakes – Blue Lake
Die nächste Etappe führt vom höchsten Punkt (1.886 m) zu den 100 m tiefe gelegenen Emerald Lakes. Die atemberaubenden, einzigartig schönen Ausblicke auf die drei grün-schimmernden Emerald Lakes sind in dichten Nebel gehüllt. Ich mache ein Bild. Ich meine, so schnell komme ich hier nicht wieder her und irgendwelche Beweisbilder dieser sagenhaften Wanderung möchte ich als Andenken haben.
Den Rest des Weges zum Blue Lake tappe ich im Nebel. Ein paar Meter weit kann man sehen, danach ist alles grau.
Blue Lake – Ketetahi Hut
Ehe ich mich versehe, bin ich am Blue Lake vorbei und auf dem Abstieg zum Ketetahi Hut. Tatsächlich wird das Wetter langsam besser. Es dauert trotz allem lange, bis ich checke, dass das oben rechts keine Wolke, sondern der Lake Taupo ist. Um genau zu sein, dauert es fast den halben Abstieg.
Ketetahi Hut – Ketetahi Car Park
Als wäre nichts gewesen, piepsen die Vögel quietschvergnügt. Die Sonne scheint kräftig zwischen den Baumwipfel hindurch, der Weg ist flach und meine Laune auf dem Höchstpunkt. In ein paar Metern habe ich den Platz erreicht, an dem die Wanderer von ihren Shuttlebussen eingesammelt werden. Von dem Regengestöber und der schlechten Sicht auf den Vulkan ist keine Spur mehr.
Knapp 4 Stunden habe ich für die 19 Kilometer gebraucht. Keine 7- 8 Stunden, die für den Weg veranschlagt werden. Hey, wen wundert das. Bis auf eine 15 Minuten Pause vor dem Aufstieg zu dem Red Crater bin ich durchweg marschiert. Ok, ja. Ein paar Fotostops waren dabei. Die fallen nicht groß ins Gewicht. Es war eh kaum etwas zu sehen. Bei bestem Wanderwetter wäre ich länger unterwegs gewesen.
Der eine Shuttlebus, der mich mitnehmen könnte, ist gerade abgefahren. Mir bleibt über eine Stunde Wartezeit, bis mein nächster Shuttlebus kommt. Eine vierköpfige finnische Familie und ich steigen ein. Wir fahren los. Ich blicke zurück zum Tongariro. Keine Wolke weit und breit. Bester Sonnenschein auf dem Berg. Verdammt noch eins!
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Tongariro Alpine Crossing bei Kaiserwetter
Ich habe meine Fühler ausgestreckt, um euch ein paar Bilder mit besten Wetterbedingungen für den Tongariro Alpine Crossing zu zeigen. Tatsächlich hatte ich Glück. Aus meiner Familie wurden mir super schöne Bilder zugespielt. Die kann ich euch nicht vorenthalten.
Strahlend blauer Himmel mit Sonnenschein. Wenige Mitwanderer und die schönsten Aussichten auf die Emerald Lakes. Besser hätte es nicht laufen können.
Der Weg ist der gleiche, wie der, den ich euch beschrieben habe. Nach dem Startpunkt geht es erst locker auf dem Holzsteg entlang bis zur Devils Staircase. Die vielen Treppen sind bei schönem Wetter ebenso anstrengend, wie bei meiner Tour.
Alleine die Aussicht von hier oben ist die Mühe wert. Einfach unglaublich schön.
Weiter geht es über den sandfarbenen, flachen South Crater mit besten Blick auf den Mount Tongariro. Ich wäre bei dem Wetter mit Rentnergeschwindigkeit unterwegs und nicht so auf Zack, wie bei meinem Besuch.
Und jetzt schaut euch mal den Red Crater an. Einfach Wahnsinn, wie rot und außerirdisch der aussieht! Wie von einen anderen Stern. Nicht zu vergessen der Ausblick! Richtig cool. Als Info für euch: da oben steht eine Schautafel. Die hatte ich bei meiner Wanderung, vor lauter Nebel, nicht gesehen. Das war auch nicht der richtige Zeitpunkt, um sich entspannt die Informationen durchzulesen. Jetzt bin ich schlauer und kann euch sagen, dass der Red Crater der höchste Punkt auf der Wanderung ist und dass die Farbe durch die extreme Hitze beim Ausbruch kam, als Eisen im Gestein oxidierte.
Ein bischen schaurig finde ich den großen, gelben Hinweis auf der Schautafel, dass es nach wie vor eine aktive Vulkanlandschaft ist, in der es jederzeit zu ausbrüchen kommen kann.
Jetzt geht es bergab zu den Emeraldlakes und dem Blue Lake. In Echt sollen die Farben viel schöner und leuchtender sein, als man sie mit der Kamera festhalten kann. Das glaube ich ihr. Selbst bei meiner Nebelwanderung schimmerten die Seen unwirklich grün-gelb und auf den Bildern kommt es nur matschig rüber.
Das letzte Bild, was ich euch noch zeigen möchte, ist die wahnsinnig schöne Aussicht auf den Lake Rotoaira. Wenn ihr genau hinschaut, dann seht ihr hinter der grünen Bergkette auch den Lake Taupo. Unglaublich schön. Danke für die Bilder!
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Shuttlebus zum Tongariro Alpine Crossing
Ja, ich habe mich etwas geärgert, dass ich nicht später gefahren bin. So war der ganze Ausflug für die Katz. Besser gesagt: in Nebel gehüllt.
Ich habe dem Hotel vertraut und mich nicht drum gekümmert, ob es noch andere Anbieter gibt. Die finnische Familie war schlauer und ist zwei Stunden später losgefahren. Die waren begeistert von den Jadegrünen Emerald Lakes.
Im National Park Village gibt es mehrere Anbieter, zwischen denen ihr wählen könnt. Schaut euch ruhig um!
Als Info: Wenn das Wetter für euren Ausflug zu schlecht ist, fahren die Shuttlebusse nicht. In diesem Fall bekommt ihr entwerder das Geld zurück oder könnt am nächsten Tag einen neuen Versuch starten.
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Ausflugstipp – Tawhai Falls
Falls ihr nach dem Tongariro Alpine Crossing euch noch die Beine vertreten wollt, bietet sich ein Ausflug zu den Tawhai Falls an. Herr der Ringe Fans werden die Location sofort erkennen. Im Film ist das der verbotene Teich, in dem Frodo und Faramir Gollum gefangen nehmen. Daher wird der Wasserfall Gollums Pool genannt.
Von dem kleinen Parkplatz, der am State Highway 48 liegt, sind es ca. 10 Gehminuten bis zum Wasserfall. Der Schotterweg ist bestens ausgebaut, leicht zu gehen und bis auf die paar Treppen, die am Ende zum Wasser führen ohne Barrieren.
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Übernachtung im National Park Village
Alle Hotels auf der Nordinsel hatte ich im Vorfeld von Deutschland aus gebucht. Das erschien mir sinnvoll. Allerdings blieb mir so nur der eine Tag, um die Tageswanderung zu machen.
Ich hatte das Hotel strategisch sinnvoll geplant: Möglichst nah zum Wanderweg. Übernachtet habe ich im 19 km entfernten The Park Hotel Ruapehu im National Park Village.
Dorf ist hier das Stichwort. Außer der Statue einen Kiwi aus Treibholz, einer Bar und zwei Supermärkten gibt es hier nicht viel, außer Hotels. Dementsprechend spannend war es. Abgesehen davon war das Hotel super.
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