Die zweitgrößte Insel im Mittelmeer ist etwas anders als das italienische Festland. Sardinien hat seine eigene Sprache und selbst spanische Einflüsse sind auf der Insel anzutreffen.
Hier leben mehr Schafe als Einwohner. Besonders im bergigen Landesinneren. Bei meiner Rundreise über die Insel habe ich karibische Strände, die pulsierende Hauptstadt und kleine Orte, voller italienischen Charme besucht.
Rundreise Sardinien – Inhalt des Artikels
Sardiniens Nordosten
Porto Cervo
Poltu Quatu
Der Bärenfelsen am Capo d’Orso
Sardiniens Nordwesten
Alghero – die katalonische Stadt
Panoramastraße SP 105 und 49
Bosa – mein Highlight
Die Barbagia – Sardiniens Landesinnere
Oliena
Orgosolo – die Stadt der Murales
Gairo Vecchio – Sardiniens wohl bekanntestes Geisterdorf
Sardiniens Süden – Strandhopping und Großstadtluft
Spiaggia di Porto Giunco
Cagliari – Die Inselhaupstadt
Küstenstraße SP 71
Sardiniens Osten
Baunei – Bergdorf mit Weitsicht
Cala Luna
Posada
San Teodoro
Sardiniens Westen
Dune di Piscinas
Ingurtosu – Paradebeispiel für den Bergbau
Wissenswertes zur Rundreise
Wissenswertes zu Sardinien
Flamingos
Blue Zone – die Insel der Hundertjährigen
Nuraghen
Quattro Mori
Sarazenentürme
Kork
Sardiniens Nordosten
Teils bizarre Felsformationen umranden die traumhaft schönen kleinen Buchten im Nordosten. Hier sieht alles etwas eleganter aus – und tatsächlich haben hier schon früh die Reichen und Schönen ihre Villen erbaut. Mich wundert das nicht, denn von hier aus kann man sicher tolle Ausflüge mit der Jacht machen. Wie z. B. zum La-Maddalena-Archipel.
Porto Cervo
An den breiten Buchten und Stränden der Nordost Küste ist der Jetset zu Hause. Großzügige Villen an Land, riesige Jachten im Hafen und smaragdgrün schimmerndes Meer gibt es hier. Daher auch der Name Costa Smeralda. Porto Cervo ist der Hauptort der Region.
Die Kirche Stella Maris ist ein Paradebeispiel für den neosardischen Baustil, der hier zu Höchstformen aufläuft. Ansonsten ist es bei meinem Besuch im Oktober sehr ruhig im Ort, dass sogar der sonst kostenpflichtige Parkplatz am Jachtclub einen Platz in erster Reihe für mich bereit hält.
Poltu Quatu
Der Stop in Poltu Quatu war eigenartig. Ich habe nur angehalten, da ich eh direkt daran vorbeifuhr und der fjordähnliche Meeresarm auf der Karte interessant aussah.
Auf dem großzügigen Parkplatz im Ortskern stand gerade mal ein weiteres Auto. Ansonsten war die Stadt rund um den geräumigen Hafen wie ausgestorben. Keins der vielen Restaurants war geöffnet, jeder Laden verriegelt und die Stege zu den luxuriösen Booten hochgeklappt. Aber die Aussicht auf den felsigen Fjord kann sich durchaus sehen lassen!
Ich sag ja immer: Zufälle gibt’s nicht und alles hat seinen Grund. Ich spekuliere einfach mal darauf, dass hier im Sommer die Luzi abgeht und es im Ort und auf den Straßen in der Gegend brechend voll ist. Was auch die vielen 30 km/h Straßenschilder erklären würde.
Der Bärenfelsen am Capo d’Orso
In der Sommersaison platzt der Parkplatz vor dem Bärenfelsen sicher aus allen Nähten. Bei meinem Besuch Mitte Oktober stehen hier gerade mal zwei weitere Autos, von denen eins sicher der Dame im Kassenhäuschen gehört.
An ihr muss man vorbei, um den Felsen in Bärenform hautnah zu sehen.
Der Eintritt zum Berg kostet pro Person 3 Euro. Dazu kommt die Parkplatzgebühr mit 5 Euro pro Pkw. Ich fand’s etwas zu preisig um hochzuklettern. Zudem habe ich von mehreren Quellen gehört, dass man die Bärenform am besten vom Boot aus erkennen kann.
Und auch von der Straße, die hierher führt, hat man wunderschöne Blicke auf den Bärenfelsen und die Küste. Mir hat das durchweg ausgereicht.
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Sardiniens Nordwesten
Zugegeben, ich war nur einen Tag während der Rundreise im Nordwesten unterwegs. Der Tagesplan war endlos lang. Die Neptungrotte, die ehemalige Gefängnisinsel L’Asinara und so einige andere Punkte habe ich leider nicht geschafft. Dafür hatte ich eine richtig tolle Zeit in Alghero und Bosa.
Alghero – die katalonische Stadt
Schon von weitem sieht man Alghero an, dass die Stadt anders ist. Hell, aufgeräumt und gradlinig ragt die Altstadt mit der massiven Festungsmauer auf einem Felsvorsprung ins Meer. Je näher man der Stadtmauer kommt, desto deutlicher wird der spanische Baustil der Katalanen, die die Stadt mehrere Jahrhunderte besetzten.
Das große Korallenvorkommen an Algheros Küste machte die Stadt wohlhabend. Der Zauber ist bis heute nicht verblasst. In der Innenstadt gibt es eine Menge Souvenirshops, die sich der leuchtend rubinroten Koralle in allen Arten verschrieben haben. Wem das nicht genug ist, der wird seine Freude am Korallenmuseum haben.
Abgesehen von all den Souvenirshops, Eisdielen und Restaurants lohnt sich ein Bummel durch die Gassen der Altstadt sehr. Ein Highlight ist der Spaziergang auf der Festungsmauer am Nachmittag. Wenn ihr dann etwas Zeit habt, sucht euch einen schönen Sonnenplatz, schaut den Leuten zu und entspannt beim Meeresrauschen.
Als Ausflugstipp in der Umgebung bietet sich das 25 km entfernte Capo Caccia mit seinen steilen Felsklippen an. Dann seid ihr auch nicht mehr weit von der berühmten Grotta di Nettuno entfernt. Die ca. vier Kilometer lange Tropfsteinhöhle könnt ihr per Boot oder zu Fuß erreichen. Wenn ihr zu Fuß da seid, bleibt euch die etwa 650 Stufen hohe Treppe allerdings nicht erspart.
Panoramastraße SP 105 und 49
Absolut empfehlenswert ist die Küstenstraße zwischen Bosa und und Alghero. Sie schlängelt sich 46 km zwischen Küste und Bergen entlang und hält einige tolle Aussichten für euch bereit.
Bosa – mein Highlight
Bosa hat alles, was es braucht, um das Klischee zu erfüllen. Hier trocknet die Wäsche vor dem Balkon, die Straßen sind eng, die Häuser hoch, Fischer flicken ihre Netze und der Fiat 500 als Oldtimer rundet das Bild geschmackvoll ab.
Bosa setzt dem aber noch ein Krönchen auf. Alleine die farbigen Fassaden machen den Ort schon von weitem zum optischen Highlight.
Mein Tipp: parkt auf der Südseite des Temo, denn die Aussicht von der Ponte Vecchio ist der perfekte Ausgangspunkt für den Besuch der Altstadt. Von hier aus einfach ein paar Meter geradeaus Richtung Cattedrale dell’Immacolata Concezione und dann steht ihr schon mittendrin in den bonbonfarbenen Häuserschluchten. Hier macht es einfach Spaß entlangzulaufen. Vorausgesetzt, ihr habt gute Schuhe an. Das Kopfsteinpflaster in den Straßen hat es in sich.
Ehe ich mich versah, stand ich auch schon oben auf der Via Canonico Davino Nino. Den grandiosen Blick auf die Dächer der Stadt solltet ihr euch nicht entgehen lassen. Noch schöner soll die Aussicht von der Panoramaplattform der Burgruine sein. Leider war das Areal des Castello Malaspina bei meinem Besuch vorübergehend geschlossen, aber vielleicht habt ihr bei eurem Besuch mehr Glück.
Zurück am Ufer des Temo bin ich an der Fußgängerbrücke Ponte della Pace angekommen. Das alte Gerberviertel auf der Südseite der Stadt wollte ich nicht verpassen. Bei meinem Glück war das kleine Gerbereimuseum auch geschlossen. Das lag aber schlicht und ergreifend an der Mittagspause.
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Sardiniens Landesinnere – die Barbagia
Als die Römer Sardinien besetzten, zogen sich viele Menschen von der Küste ins felsige Landesinnere zurück. Die sind wie die Barbaren, spotteten die Römer. Den Besatzern war es schlicht zu anstrengend, ihnen in die unwegsame Hochebene zu folgen.
Die sardischen „Barbaren“ waren stolz auf den eigenwilligen Titel, den man ihnen gab. Der Name hat sich bis heute gehalten: die Barbagia.
Sardiniens Landesinnere überrascht mit schroffen Bergen, satten Wäldern, einer Menge Kühe und Schafe und Dörfern, von denen eins schöner und typischer als das andere ist.
Oliena
Wie so oft, wenn ich mit dem Mietwagen unterwegs bin, halte ich gerne da an, wo es schick aussieht. Zu Fuß sieht man immer mehr und kann sich ein besseres Bild machen.
In Oliena war der rosafarbene Uhrturm der Chiesa Sant’Ignazio di Loyola der Auslöser.
Wie so oft, wenn man zur Mittagszeit in Italien unterwegs ist, hat man schnell das Gefühl, komplett allein zu sein. Bis auf eine ältere Dame und einige Katzen habe ich nicht viele Bewohner gesehen. Macht aber nichts, denn der Ort an sich ist sehenswert.
Oliena hat mich sofort etwas verzaubert. Die kopfsteingepflasterten Gassen sind urig italienisch, die Häuser alt, aber liebevoll bepflanzt und das mächtige Gebirge Supramonte lässt sich ab und an durch die dicken Wolken erahnen. Von hier aus starten einige der schönsten Wanderwege zum Gipfel des Monte Corrasi.
Super fand ich die großformatigen Fotografien aus den 50er/60er-Jahren von Marianne Sin-Pfältzer, die hier an einigen Häusern hängen.
Die deutsche Fotografin hat viele Jahre auf Sardinien verbracht und eine wunderschöne Sammlung vom Leben auf der Insel zusammenstellen können.
Abgesehen von der Freiluftausstellung werdet ihr in Oliena auch auf einige Murales stoßen. Die gehören einfach zu einer sardischen Stadt dazu, aber nirgends gibt es so viele zu bewundern wie in Orgosolo.
Orgosolo – die Stadt der Murales
Die Stadt der Banditen und Aufständischen soll sie sein – und die Stadt der Murales. Die Gemeinde der Provinz Nuoro mit ihren fast 4000 Einwohnern hat ihren Ruf weg. Eine Familienfehde, tödliche Schüsse auf offener Straße oder auch Raubüberfälle. Und trotzdem ist die Stadt ein Touristenmagnet.
Egal ob lokale Politik oder aktuelle Weltlage: In Orgosolo kriegt jeder sein Fett – Entschuldigung – Gemälde weg. Und genau damit ist der Ort aus dem Landesinneren berühmt geworden.
Wenn ihr jetzt denkt, dass es hier ca. 20 – 30 perfekt ausgearbeitete Wandgemälde zu bestaunen gibt, dann habt ihr weit gefehlt. Alleine auf der Hauptstraße Corso Repubblica übertrumpfen sich die Malereien gegenseitig. Was mir sehr gefällt: Im Gegensatz zu den makellos fassadenfüllenden Murales im französichen Lyon sind die Malereien hier von einem ganz eigenen Stil.
Besonders die älteren sind rau, eckig und grob. Also passend zur bergigen, wilden Region und ihrer politischen und sozialen Geschichte. Was mir noch gefällt: Hier wird kein Mural übermalt. Jedenfalls habe ich kein übertaggtes Mural ausmachen können. Die Stadt bietet einfach zu viele Fassaden, um sich auszutoben.
Daher verlasst euch nicht nur auf die Hauptstraße. Schaut auch in den Nebenstraßen vorbei. Ich bin mir sicher, dass ihr noch das ein oder andere Schmuckstück entdecken werdet.
Gairo Vecchio – Sardiniens wohl bekanntestes Geisterdorf
Wäre es ein Erdrutsch gewesen, würde das Dorf heute sicher noch bewohnt sein. Gairo Vecchio hat es in den 1950ern gleich mehrmals hart erwischt. Für die Bewohner machte es keinen Sinn, den Ort immer wieder aufzubauen. Ein Teil der Bewohner siedelte über den Ort, der andere an die Küste. Geblieben ist der alte Ortskern, in dem im unteren Abschnitt heute doch jemand wohnt.
Die restlichen Häuser verfallen langsam oder werden als Schafstall oder Zwischenlager genutzt. Falls ihr in der Gegend seid ist ein Stop hier durchaus empfehlenswert. Selbst die schmalen Wege zwischen den Häusern sind gut in Schuss und hier und da kann man etwas von der alten Inneneinrichtung erkennen. Offenbar war blau als Wandfarbe up to date!
Gairo Vecchio ist nicht der einzige Geisterort Sardiniens. Wenn ihr im westlichen Teil der Insel unterwegs seid, bietet sich Halt, in einem der verlassenen Bergwerke und Minen, gerade zu an.
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Sardiniens Süden – Strandhopping und Großstadtluft
Die späte Nebensaison und herbstliches Wetter sind definitiv nicht der ideale Augenblick, um einen Strandtag einzulegen. Aber ehrlich, wenn Sardiniens Strände selbst bei Schmuddelwetter schon so schön ist, dann können sie bei idealem Wetter einfach nur umwerfend sein.
Eins ist bei Regen und Sonnenschein gleich: Viele Strände Sardiniens sind ungewöhnlich sauber. Das liegt auch teils an dem Rauchverbot, dass für einige Strände gilt.
Wenn ihr im Süden unterwegs seid, macht auf jeden Fall mal hier und da halt, um einen Blick an die Strände zu werfen, bevor ihr euch ins Hauptstadtgetümmel stürzt.
Spiaggia di Porto Giunco
Einer der bekanntesten und schönsten Strände im Süden Sardiniens soll in der Gemeinde Villasimius liegen. Der verspricht das volle Programm – türkisblaues Meer, feinster Sandstrand und Flamingos.
Und ja, es war alles da, so wie versprochen. Die Flamingos standen im Notteri See, urige Wacholderbaume wuchern über die Felsen, der Sand war astrein sauber und das Meer schimmerte türkis.
Den böigen Seitenwind mit Nieselregen muss man sich einfach wegdenken.
Dafür hatte ich den Strand fast für mich alleine. Von dem Gedanken kann man sich im Sommer verabschieden. Aber wen wundert’s – der Strand ist einfach super.
Falls ihr etwas Zeit und wanderfreundliches Wetter habt, lohnt sich der Weg zum Torre di Porto Giunco. Der wurde von den Spaniern gegen Piratenangriffe vom Meer errichtet und bietet die beste Aussicht auf den Spiaggia di Porto Giunco.
Cagliari – Die Inselhaupstadt
Im Gegensatz zu den vielen kleinen Städten der Insel ist Sardiniens Hauptstadt Cagliari eine richtig große Metropole, mit allem was dazugehört: Zweifelhafte Vororte, breite Straßen, Universitäten, unglaublich viele Sehenswürdigkeiten und einer sehr langen Geschichte.
Eins der ältesten Zeugen ist das Amphitheater am Hang der Altstadt. Hier oben seid ihr mittendrin im Schlossviertel Castello und habt einen der besten Ausblicke auf die Stadt.
Vom markanten Kastell aus führen schmale Gassen zwischen hohen Wohnhäusern langsam bergab. Zwischendrin kommt ihr auch an richtigen Prachtbauten wie am Piazza Carlo Alberto vorbei. Da fällt es schwer, sich zu entscheiden, ob die renovierten oder die sehr in die Jahre gekommenen Palazzos die schöneren sind.
Von hier aus sind es nur ein paar Meter zum mittelalterlichen Elefantenturm. Wenn ihr Glück habt, ist der ehemalige Wach- und Gefängnisturm als Aussichtsplattform geöffnet.
Geht ihr ab hier die Via Universita weiter bergab, kommt ihr automatisch zur großzügigen Aussichtsplattform Piazzetta David Herbert Lawrence auf der Bastione Saint Remy. Der Ausblick auf die Stadt und den Hafen kann sich sehen lassen, aber verpasst nicht die Aussicht auf das Schlossviertel.
Am Fuß der geschwungenen Treppe der Bastione Saint Remy findet ihr euch mitten in den Shoppingmeilen der Hauptstadt wieder, die sich von der Via Giuseppe Garibaldi bis zur Piazza Jenne erstrecken.
Ich finde: Ein Schlenker zum Hafen und der breiten Via Roma muss sein. Den bekannten Postkartenanblick vom Meer auf die Stadt bekommt ihr von hier aus nicht. Dafür ist man einfach zu nah an den Häusern.
Der Spaziergang durch die Arkaden entschädigt aber vollstens und ich war schneller am Abzweig zur Piazza Jenne, als mir lieb war.
Abgesehen davon gibt es in Sardiniens Hauptstadt noch so viel mehr zu sehen. Ich war einen Abend und einen Vormittag in den Straßen unterwegs und mir hat die Stadt extrem gut gefallen.
Mein Tipp: Es gibt drei Fahrstühle, die euch etwas auf den Berg rauf und runterhelfen.
Einer befindet sich an der Nordseite der Bastion Saint Remy. Der zweite fährt ab der Piazzetta Mercede Mundula. Der dritte fährt ab der Kirche am nördlichen Ende der Piazza Jenne zum Fuß des Elefantenturms.
Küstenstraße SP 71
Einen Stop nach dem Nächsten habe ich während der Rundreise auf der Panoramastraße von Chia nach Porto Teulada eingelegt. Die solltet ihr euch bei einem Roadtrip durch Sardinien nicht engehen lassen. Die 29 km entlang der südwestlichen Küste gelten zurecht als eine der schönsten Straßen Sardiniens. Wäre das Wetter an dem Tag etwas badefreundlicher gewesen, wäre ich maximal bis zum dritten Strand gekommen.
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Sardiniens Osten – zwischen Berg und Küste
Zwischen den schmucken Orten im Nordosten und den Traumstränden im Süden der Insel führt der schnellste Weg auf der SS125. Die Orientale Sarda bringt euch durch die Höhenzüge des Nationalparks Gennargentu. Ich kann euch eine Fahrt nur empfehlen. Die Straße ist super ausgebaut und einige Abschnitte sind so schön, dass der Weg richtig kurzweilig ist. Perfekt für einen Roadtrip!
Baunei – Bergdorf mit Weitsicht
480 m über NN kleben die Häuser von Baunei förmlich am steilen Südhang. Der Anblick ist selbst bei bestem Regenwetter von der Panoramastraße SS 125 nicht schlecht.
Auch Baunei selbst ist ein schmuckes Örtchen.
Der Blick über das Tal und auf die Küste ist einfach super. An klaren Tagen soll man sogar die bekannten Porphyrfelsen von Arbatax sehen können.
Cala Luna
Die wohl schönste Bucht Sardiniens wollte ich auf keinen Fall verpassen. Die Bilder vom türkisblauen Meer, weißen Sandstrand und der riesigen Höhle haben mich schon bei den Reisevorbereitungen überzeugt.
Cala Luna ist nur zu Fuß oder vom Seeweg aus zu erreichen. Soweit sogut. Der gut 6 km lange Wanderweg zur Bucht soll zwar anstrengend sein, aber zurück zum Ausgangspunkt geht’s per Shuttleboot. Zwischendrin ab und an ins Meer springen ist ja auch nicht schlecht.
In der Nebensaison fährt kein Shuttleboot, zum Baden ist es zu kühl und bei dem leicht vernieselten Wetter sollen die Wege eine einzige Kletter- und Rutschpartie sein. Nichts für ungut, aber da verschiebe ich mein meet and greet mit der Cala Luna lieber auf meinen nächsten Besuch auf Sardinien.
Posada
Der kleine Ort gehört zu den 313 Borghi, die in ganz Italien gekürt wurden. Ein Borghi ist eine italienische Kleinstadt, die aus der Zeit vom Mittelalter bis zur Renaissance stammt. Gerne auch mit Stadtmauer und Turm – wie in Posada.
Den Turm der Burgruine Castello della Fava, kann man schon von weitem sehen. Der wurde strategisch günstig auf einem Felsen errichtet. Ein Besuch des Turms und der schmucken Gassen der Altstadt lohnt sich. Der Blick von der Aussichtsplattform ist fast so schön wie die Gesamtansicht des Ortes.
Fairerweise muss ich sagen, dass die letzte Treppe zur Plattform eine Leiter ist und die Luke gerne ein paar Zentimeter breiter sein könnte. Und natürlich ist der Besuch nicht ganz kostenfrei. Auf den letzten Metern zum Turm steht das obligatorische Kassenhäuschen und verlangt 3 Euro p. P. für den Zutritt.
San Teodoro
Den Sprung vom urigen Fischerdorf zum quirligen Touristenort fiel San Teodoro recht leicht. Der weitläufige, weiße, feine Sandstrand ist allein schon Grund genug, um hier entspannte Stunden zu verbringen. Die Aussicht auf die gigantische, vorgelagerte Insel Tavolara setzt dem Ganzen die Krone auf.
Im Ort selbst gibt es alles, was man braucht – vom Supermarkt bis Disco, vom Stand Up Paddling Verleih bis zur Kitesurfschule. Langweilig wird es hier nicht.
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Sardiniens Westen
Der Westen Sardiniens hat den Ruf als Geheimtipp. Wild und abgeschieden soll die Region sein, dafür mit langen Sandstränden und versteckten Buchten punkten. Tatsächlich winden sich die Straßen zwischen den größeren Ortschaften bis zur Küste an Ruinen ehemaliger Bergbaudörfer entlang. Das hat wirklich was wildromatisches.
Dune di Piscinas
Der weitläufige Parkplatz mit Wohnmobilstellplätzen und den zwei Strandbars wirkt wie eine kleine Oase. Aus einer Strandbar schallt Musik und Gelächter über den staubigen Parkplatz, Strandbar zwei wird gerade renoviert.
Es ist schon spät an diesem Oktobernachmittag. Die Sonne steht tief und ein paar der sieben Kilometer langen Düne möchte ich auf jeden Fall erkunden.
Im Gegensatz zur litauischen Parnidis Düne, auf der Kurischen Nehrung, ist der Übergang vom Meer zur Düne fließend. Vom Strand aus betrachtet wirken die bis zu 60 Meter hohen Sandberge wie eine bewachsene Wüste. So richtig fällt ihre Größe erst auf, sobald man andere Besucher als kleine bunte Punkte zwischen den goldgelben Sandhügeln ausmachen kann.
Der heimliche Star sind die krumm gewachsenen Ginsteräste und knorrigen Wacholderbäume, die sich perfekt als Fotomodel eignen. Falls ihr Sandboarding ausprobieren wollt, findet ihr hier sicher den richtigen Sandhügel.
In der Sommersaison soll man sich hier unter anderen das passende Equipment ausleihen können. Wo genau der Stand ist, kann ich euch nicht sagen. Bei meinem Besuch war weit und breit nichts zu sehen. Dafür war der sonst kostenpflichtige Parkplatz gebührenfrei.
Ingurtosu – Paradebeispiel für den Bergbau
Um die Düne mit dem Auto zu erreichen, gibt es zwei Wege. Einer führt durch 3 Flussbetten, ein anderer durch die ehemals florierende Bergbaustadt Ingurtosu.
Der Ort Ingurtosu beginnt richtig hübsch. Spätestens wenn man durch den Palazzo della Direzione Miniera di Ingurtosu gefahren ist, bleibt am ehemaligen Vermögen kein Zweifel.
Von hier aus windet sich die Straße immer weiter bergab ins Zentrum der ehemaligen Bergarbeitersiedlung. Die wenigen bewohnten Grundstücke werden durch Ruinen abgelöst, verrostete Waggons und Anlagen zieren den Weg, bis ihr schließlich die Überreste der Miniera di Naracauli erreicht.
Gut 100 Jahre lang wurden Gesteine und Mineralien in dieser Mine gewinnbringend gefördert und verladen. Nach einigen Schwierigkeiten war Ende der 1960er-Jahre endgültig Schluss mit dem Abbau.
Da ich weiß, dass alte Bergbauminen nicht nur mir gut gefallen hier noch ein Tipp: Das Areal zwischen Carbonia und Iglesias war der Hotspot in Sachen Bergbau. Hier könnt ihr einige verlassene Städte und Ruinen erkunden und euch in den passenden Museen mit mehr Hintergrundwissen versorgen.
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Wissenswertes zur Rundreise
Autofahren
Sardinien ist die zweitgrößte Insel im Mittelmeer. 20.000 km² mal eben abzufahren ist hier keine Kleinigkeit. Autobahnen sucht ihr vergebens. Auf den wenigen, gut ausgebauten Schnellstraßen ist eine Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h erlaubt, auf allen anderen Straßen maximal 90 km/h.
Die könnt ihr nicht immer erreichen: Serpentinen, die schöne Landschaft, unglaublich viele Baustellen, wetterbedingte schlechte Sicht, Löcher im Asphalt oder eine Schafherde. Besonders in Sardiniens Hochland kann hinter der nächsten Kurve alles warten.
Wichtig ist mit Abblendlicht zu fahren, sonst droht euch ein Bußgeld.
Wundert euch nicht, wenn es so aussieht, als hätte das Auto vor euch keinen Fahrer – auch das ist typisch für Sardinien. Die Leute hier sind etwas kleiner.
Parken
Neben den Schildern gelten die Markierungen am Boden:
- weiß: Parken erlaubt
- gelb: Parken verboten
- blau: gebührenpflichtig
Es gibt auch Parkzonen, an denen ihr mit Parkscheibe halten könnt. Ich bin regelmäßig von mir selbst enttäuscht, dass ich wieder vergesse, dass Mietwagen nie mit Parkscheiben ausgestattet sind.
Tanken
Sardiniens Tankstellennetz ist gut ausgebaut. Mein Tipp: vergleicht die Preise. Ein Preisunterschied von 8 Cent zur gegenüberliegenden Tankstelle? Glaubt mir. Ich habe es mehr als einmal erlebt.
Abgesehen davon ist Tanken auf Sardinien recht einfach. Auch wenn die Tankstelle dauerhaft geschlossen aussieht, findet ihr hier häufig Zapfsäulen mit Automat. Ihr könnt mit Bargeld oder Kreditkarte bezahlen. Bei der Bargeldvariante achtet besser darauf, wie viel in euren Tank passt. Dann habt ihr kein Problem, zu viel gezahlt zu haben und keine Rennerei am nächsten Tag.
An den meisten Automaten könnt ihr die Sprache umstellen. Aber ehrlich, nach dem ersten Mal weiß man, wie der Hase läuft.
Tankstellen mit Personal gibt es auch. Hier tankt der Tankwart für euch. Dementsprechend ist’s natürlich etwas teurer.
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Wissenswertes zu Sardinien
Flamingos
Karibikfeeling auf Sardinien zu finden ist nicht sehr schwer. Klares, türkisblaues Wasser, feinsandiger, heller Sandstrand, Flamingos … Moment mal … Flamingos?
Die rosa gefiederten Bewohner sind seit gut 25 Jahren auf der Insel heimisch. Einen festen Platz haben die Vögel nicht und wenn man ihnen zu nahe kommt, machen sie lieber den Abflug.
Rund um Sardiniens Hauptstadt Cagliari, am See von Porto Giunco und an der Lagune im nord-östlich gelegenen San Teodoro habt ihr gute Chancen, die Tiere zu sehen.
Blue Zone – die Insel der Hundertjährigen
Weltweit gibt es fünf Regionen, die eins gemeinsam haben. Dazu gehören Nicoya in Costa Rica, Loma Linda in Kalifornien, Okinawa auf Japan, Ikaria in Griechenland und die italienische Insel Sardinien. In den sogenannten Blue Zones werden die Menschen überdurchschnittlich alt. Laut Forscher Dan Buettner liegt das unter anderem an einem Mix aus stabilem sozialen Gefüge, gesundem Essen und ausgeglichenem Lebensstil.
Nuraghen
Über 7000 Nuraghen oder deren Überreste gibt es auf Sardinien. Und zwar nur auf Sardinien. Nirgendwo sonst auf der Welt findet man die prähistorischen Turmbauten.
Für was genau die Nuraghen letztendlich dienten, bleibt bis heute umstritten.
Fakt ist, dass es verschiedengroße Anlagen gibt. Von einzelnen Türmen über Anlagen mit Festungswall bis hin zu richtigen Dörfern ist alles dabei.
Quattro Mori
Zwischen allen Flaggen sticht die sardische Flagge definitiv hervor. Das rote Georgskreuz auf weißem Grund ist an sich nicht ungewöhnlich. Die vier schwarzen Köpfe mit weißem Stirnband machen sie besonders. Ob es jetzt ein Stirnband oder eine Augenbinde ist, ist so umstritten wie die Bedeutung und Herkunft der vier Köpfe.
Sarazenentürme
Was für das Inselinnere die Nuraghen sind, ist der Sarazenenturm für die Küstengebiete. Erbaut wurden die rund 70 Türme von den Spaniern, um sich vor Piratenangriffen zu schützen. Rund um die Hauptstadt Cagliari und auf der Westseite Sardiniens, zwischen Oristano und Bosa, ballen sich besonders viele der runden Bauten.
Kork
Kennt ihr Korkpinnwände?
Ich fand und finde die irgendwie gruselig. Kork war für mich nie das coole Material.
Die Sarden haben den Dreh mit Kork allerdings gut raus, dass ich selbst fast kurz davor war, mir eine Kissenhülle aus Kork als Souvenir zu kaufen.
Beeindruckend war es auch, eine geschälte Korkeiche mal in echt zu sehen.
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Euch hat der Artikel zu meiner Sardinien Rundreise gefallen?
Ich freu mich, wenn ihr ihn euch auf Pinterest merkt.
Habt Ihr Tipps für Sardinien? Dann gerne her damit!
Ich freue mich auf eure Kommentare.
Lässt sich wunderbar lesen. Nach Ende des jeweiligen Artikels hab ich immer das Verlangen genau dort nochmal hinzureisen. Ach, hast du einen neuen Lektor? Liebe Grüsse Moni
Hallo Moni,
ich freue mich immer, wenn meine Reiseberichte bei Dir Fernweh auslösen.
Einen Lektor habe ich nicht. Ich mache alle selbst. 😄
LG
Wir planen 4 Wochen Sardinien mit unserem Bulli. Deine Beschreibung macht richtig Lust.
Danke Radek
Hallo Radek,
lieben Dank für das Lob. Sardinien ist eine tolle Insel. Ich wünsche euch viel Spaß bei der Planung und eine tolle Reise.
Meld dich gerne, wenn ihr zurück seid und erzähl mir, wie es euch gefallen hat.
Grüße
Frauke